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Auszeit beim Capitol Reef National Park

Petroglyphs − Am Ende der Nottom Bullfrog Road treffen wir auf den Highway 24, der den Capitol Reef National Park im Norden entlang des Fremont River durchquert. An dieser Strecke befindet sich auch das Visitor Center, wo wir uns nach den Sehenswürdigkeiten im Park erkundigen. Wir entscheiden für eine Wanderung zur fast 40 Meter langen Hickman Bridge. Auf dem Weg zum Ausgangspunkt des Trails halten wir an, um ein paar echte und unechte Felsmalereien (Petroglyphs) zu bewundern.

 

Hinterlassenes Erbe − Dank den idealen Bedingungen entlang des Fremont Rivers wurde das Gebiet schon früh von Menschen bewohnt. Indianer der Fremont Kultur lebten bereits700 n. Chr. in dieser Gegend und hinterliessen an den Felswänden ihre Ritzzeichnungen. Um 1250 n. Chr. verliessen die Fremont Indianer plötzlich und aus bis heute unbekannten Gründen das Tal. Später übernahmen nomadische Ute und Paiute Indianer die Jagdgründe im Waterpocket Fold Gebiet. Ende des 19. Jahrhunderts drangen Forscher und Mormonenpioniere ins Tal des Fremont River vor und gründeten Fruita, eine Mormonensiedlung. Der Ort wurde für seine ertragreichen Obstgärten und das ausgeklügelte Bewässerungssystem bekannt. Nach der Schaffung des Capitol Reef National Monuments (später National Park) im Jahre 1937 zogen die Bauern und ihre Familien in andere Gebiete. Die Obstgärten und ein paar Gebäude, wie z.B. das alte Schulhaus, blieben aus der Pionierzeit erhalten.

 

Katz und Maus − Am Abend folgen wir dem Tipp einer Rangerin und fahren für den Sonnenuntergang zum Parkplatz beim Goosenecks Overlook und Sunset Point. Von ersterem hat man von einer Plattform aus freie Sicht auf den Sulphur Creek, der sich weit unten um ein paar Felsnasen herumschlängelt. Der Wasserstand des Flusses ist momentan sehr tief.

Etwas weiter vom Parkplatz entfernt liegt der Sunset Point. Leider bedeckt sich der Himmel immer mehr und lässt die Hoffnung auf einen spektakulären Sonnenuntergang zerplatzen. Mit den Wolken kommt ein eisig kalter Wind auf. Mit vor Kälte klappernden Zähnen kehren wir schleunigst zum Auto zurück. Just in jenem Moment reist die Wolkendecke auf und lässt die Felsen in goldenem Licht erstrahlen. Schnell rennt Lulu zurück und zückt die Kamera. Doch zu spät... die Sonne ist bereits wieder verschwunden. Dieses «Katz und Maus-Spiel» wiederholt sich noch ein paar Mal. Lulu bleibt jedoch stetsVerliererin und ergibt sich schliesslich der unerträglichen Kälte wegen. Heute übernachten wir garantiert nicht im Auto!

 

Timeout − In Torrey, einem kleinen Ort etwas westlich des Parks, klappern wir die verschiedenen Motels ab. Die Auswahlmöglichkeit ist jedoch beschränkt, hat doch mindestens die Hälfte der Unterkünfte im Winter geschlossen. Der Receptionist des Days Inn versucht Markus erfolglos mit allerlei Versprechungen (ihr Hotel sei das modernste und beste) und einer Preissenkung von $ 10 zu ködern.Wir entscheiden uns für das Angebot der Econolodge: 3 Nächte zum Preis von 2. Drei Übernachtungen in einem warmen Bett sind genau das, was wir jetzt brauchen. Als Tüpfchen auf dem «i» gönnen wir uns zum Znacht eine leckere Pizza im kleinen aber feinen Restaurant «Patio».

Am nächsten Morgen werden wir beimBlick aus dem Fenster für die Entscheidung, uns in ein Motel zurückzuziehen, bestätigt. Die Landschaft präsentiert sich unter einer dünnen Schneeschicht. Zudem ist es immer noch saukalt. Selbst die wenigen Schritte von der Hotellobby zum Auto (um etwas zu holen) und wieder zurück reichen aus, um sich eine Unterkühlung zu holen. Wir bleiben daherim Hotel und schreiben Texte für die Homepage. Dabei geniessen wir es an der Wärme zu sitzen und «nichts» zu tun.

Markus Körper nutzt die Pause und schaltet am nächsten Tag einen Grippetag ein. Er bleibt den ganzen Tag unter der Bettdecke, während Lulu weiterhin Reiseberichte in den Compi tippt und sich rührend um den kleinen Patienten kümmert. Am Abend will sie eine Packung Fertignüdeli zubereiten. Doch das Wasser wird in der Mikrowelle nicht richtig warm. Das Resultat, eine laue Nudelbrühe, ist ungeniessbar. Dieser Misserfolg hält Lulu nicht davon ab, weitere «Kochkünste» auszuprobieren. Als nächstes steht Maissalat auf der Menükarte. Aber oha, der Mais aus der im Auto gelagerten Büchse ist natürlich gefroren. Es dauert darum etwas länger, bis wir essen können. :-)

Am nächsten Morgen geht es Markus zwar wieder besser und auch der Schnee ist in der Zwischenzeit verschwunden, trotzdem verlängern wir unseren Aufenthalt und profitieren nochmals vom Angebot 3 für 2. Die Hotelcrew scheint darüber nicht unglücklich zu sein, sind wir doch die meiste Zeit die einzigen Gäste! Vor allem eine junge Angestellte ist froh über unsere Gesellschaft. Kaum verlässtjemand von uns das Zimmer, nimmt sie uns in Beschlag. Dabei ist sie immer gut gelaunt, obwohl sie oft stundenlang alleine an der Reception sitzt. Sie ist völlig fasziniert von unserer Reise und fragt uns Löcher in den Bauch. Selbst scheint sie kaum je aus ihrem Kaff rausgekommen zu sein. Umso stolzer ist sie nun auf ihre Schwester, die als eine der Klassenbesten an einer Reise nach Europa teilnehmen kann.

 

Gleich um die Ecke − Der Tagesablauf im Motel ist in etwa immer gleich. Zum Frühstück backen wir auf den bereitstehenden Waffeleisen und mit den vorbereiteten Teigmischungen eigene Waffeln. Das schmeckt vor allem Lulu ausgezeichnet. Danach arbeiten wir für den Rest des Tages an unserer Homepage. Bilder bearbeiten, Texte schreiben, Verlinkungen vornehmen... es gibt viel zu tun. Zwischendurch erledigen wir die Wäsche und schauen eine weitere Stunde von «24». Nur den Gang nach draussen an die eisige Kälte meiden wir wenn immer möglich. Die Temperaturen sind weiterhin deutlich unter dem Gefrierpunkt und mit dem stetigen Wind, kaum auszuhalten. Aussnahmen machen wir nur, wenn es um’s leibliche Wohl geht. Einmal marschieren wir für’s Znacht zum Subway im Tankstellenshop, ein anderes Mal fährt Markus zum «Patio» und holt eine Pizza. Damit haben wir die Verpflegungsmöglichkeiten im Ort auch schon fast ausgeschöpft. Im Winter haben die meisten Restaurants nämlich geschlossen. Als wir uns erkundigen, ob es im Ort nebst dem Tankstellenshop noch einen weiteren Laden gibt, antwortet man uns sofort mit «ja, klar». Das sich dieser «local grocery store» über 50 Meilen (über 80 km!) westlich von Torrey befindet, tut scheinbar nichts zur Sache. Uns wird wieder einmal bewusst, dass man in den USA ein anderes Verhältnis zu Distanzen hat.

  

Voller Einsatz − Am letzten Tag im Motel ist es endlich soweit. Wir können einen weiteren Teil unserer Reiseberichte auf die Homepage aufschalten. Erst jetzt nehmen wir uns die Zeit, um das moteleigene Pool zu testen. Bei einem Wettschwimmen schlägt Lulu im Eifer des Gefechts die kleine Zehe an der Metallleiter an und muss forfait geben. Mit stark blutender und anschwillender Zehe humpelt sie aufs Zimmer zurück.

 

Back on the road − Am Freitag, 2. Dezember verlassen wir das Motel und zügeln alles, was wir während der letzten Woche nach oben ins Zimmer geschleppt haben, wieder zurück ins Auto. Schliesslich ist es soweit, wir und Nanuq sind startklar. Wir fahren zurück zum Capitol Reef National Park. Eine Woche haben wir in seiner unmittelbaren Nähe gelebt und kennen ihn trotzdem kaum. Das wollen wir jetzt nachholen und befahren den Scenic Drive. Dieser führt an der Westseite des Waterpocket Fold (Waterpocket Fold: s. auch vorangehenden Bericht über die Nottom Bullfrog Road) entlang Richtung Süden. Es gibt viele Wandermöglichkeiten doch dafür ist es uns momentan(ihr ahnt es schon :-) zu kalt. Wir begnügen uns mit ein paar kurzen Fotostopps vor den hohen Felswänden. Die Rot- und Weiss-Färbungen des Gesteins zeugen von den verschiedenen Sedimentsschichten, welche sich über Jahrtausende hier abgelagert haben.

Der Scenic Drive endet nach 20 Kilometer und geht in zwei Schotterpisten über, die noch ein paar Meilen weiterführen. Doch wir kehren um und machen uns auf den Weg Richtung Moab.